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Ausstellungseröffnung findet großen Anklang

10.02.2024

Museum Abtei Liesborn zeigt besondere Lernleistungen 

Traditionell steht am Anfang der Ausstellungssaison im Museum Abtei Liesborn eine Präsentation der besonderen Lernleistungen im Fach Kunst unserer Schule. Am Freitagnachmittag (09.02.2024) war es soweit: Hannah Vecernik, Pia Donner und Anastasia Henneberg, Schülerinnen des Kunst Leistungskurses der 12. Jahrgangsstufe (Q2) stellten ihre Werke im Rahmen ihrer Vernissage der Öffentlichkeit vor. Im gut besetzten Festsaal begrüßte Dr. Sebastian Steinbach als Museumsleiter die jungen Künstlerinnen und die anwesenden Gäste und brachte seine Freude über die Ausstellung und die Fortführung der traditionellen Zusammenarbeit mit dem Johanneum zum Ausdruck. 

„Es ist den drei jungen Künstlerinnen gelungen, eine individuelle, ganz eigene besondere Lernleistung zu erbringen, die in den letzten Monaten viel Ausdauer und Kraft neben dem Schulalltag  forderte“, resümierte Sandra Hampel als betreuende Kunstlehrerin. Ihr Dank galt Dr. Sebastian Steinbach, der drei Museumsräume eigens für die Präsentation der Schülerarbeiten räumen ließ und so seine große Wertschätzung zeige.

Besucherinnen und Besucher haben noch bis zum 10.03.2024 die Gelegenheit, sich von der Qualität und Ausdruckskraft der entstandenen Werke zu überzeugen.

 

Pia Donner: Eintauchen in die Faszination Tiefsee – Eine Rauminstallation mit verschiedenen Sinnen erleben

Fakt ist definitiv, die Tiefsee mit bis zu 11.000 Metern Tiefe und rund 54% der Erdoberfläche ist das größte Ökosystem der Erde und aufgrund seiner lebensfeindlichen Bedingungen nur spärlich erforscht. Es ist nicht nur stockdunkel in den Tiefen des Meeres, der Wasserdruck ist immens, die Wassertemperaturen liegen nahe dem Gefrierpunkt. Unter diesen lebensfeindlichen Bedingungen haben sich unzählige hochspezialisierte Arten entwickelt, die nicht nur Wissenschaftler faszinieren. Mit ihrer Rauminstallation will Pia ihre eigene Faszination dieses Lebensraumes und seiner Bewohner zum Ausdruck bringen und hautnah erlebbar machen. Und damit ihr das gelingen kann, hat sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie hat nicht nur äußerst naturalistisch Tiefseebewohner malerisch auf Leinwände übertragen, sondern sie holt Sie in einen abgedunkelten Tiefseeraum und lässt die Szenerie für den Betrachter unter Schwarzlicht erlebbar werden. Durch fluoreszierende Malfarben wirken die Lebewesen plastisch und leuchtend. Neben dem visuellen werden auch weitere Sinne angesprochen, sodass eine besondere Atmosphäre geschaffen wird. 

Emotionsausbruch – Wenn alle Stricke reißen (Expressive Porträtmalerei) lautet das Thema von Anastasia Henneberg.

Sich aufbauende unbändige Wut, Schmerz, inneres Aufschreien lassen oft alle Stricke reißen und münden in einem Wutausbruch. Diese extremen Gefühle hat Anastasia Henneberg als expressive Porträtmalereien verbildlicht. Anastasia hat zunächst mehrere Porträt-Fotoserien von ihrer Schwester erstellt, die diese negative Stimmung im Spannungsbogen vom langsamen Genervtsein, zum inneren Hochkochen bis zur Explosion und zum Abklingen des Wutausbruchs einfangen. Diese Fotos dienten als Grundlage für ihre malerische Auseinandersetzung, die sich zwischen realer und expressiver Malerei bewegt und den Emotionsausbruch in verschiedenen Spannungsstufen verbildlichen. 

Wut ist oft auch ein Zeichen von Frustration, von Schmerz und Verletztsein, innerer Zerrissenheit, inneren Wunden, die weh tun, auch wenn sie nicht äußerlich sichtbar sind. Es gibt Auslöser, Entwicklungen, Verstrickungen – Wenn alle Stricke reißen… Stricke bzw. Fäden bilden Nähte zwischen Rissen in den Leinwänden und sie vernetzen die Bilder untereinander und symbolisieren somit nicht nur das Schmerzvolle, sondern auch das versponnene Wirrwarr dieser negativen Emotionen. Der bewegte Pinselduktus vermittelt die innere Aufgewühltheit. Die großformatigen Kopfporträts drängen sich zudem dem Betrachter auf und evozieren unmittelbare Nähe. So gelingt es Anastasia den Betrachter emotional „abzuholen“. 

Auch Hannah Vecernik hat sich mit dem Thema Porträt auseinandergesetzt. Auch bei ihr geht es um Emotionen, aber nicht nur um negative: 

Glück, Leere, Zerbrechlichkeit – Eigene innere Gefühlswelten künstlerisch nach außen spiegeln, so lautet ihr Thema. Auch sie hat Fotoporträts als Vorlagen genutzt. Sie hat sich für die Bleistiftzeichnung entschieden. Demzufolge hat sie äußerst naturalistisch großformatige Brustporträts von sich mit Bleistift auf hellem Zeichenkarton gezeichnet. Durch die bleistiftbedingte Farbreduzierung auf Graustufen mit starker Hell-Dunkel-Modulation ziehen ihre Augen den Blick des Betrachters magisch an. Sie eröffnen einen unmittelbaren Einblick in Hannahs Gefühlswelten, wobei die Unterschiede im Detail zu suchen sind. Die Feinheit der Zeichnungen lassen sie zart und verletzlich erscheinen, nicht laut, nicht wütend und aufbrausend. Man ist geneigt, sich ihr zu nähern, langsam auf Tuchfühlung zu gehen, Empathie ist im Spiel. Und dann entdeckt man links und rechts neben den Zeichnungen zwei plastische Körperformen, die zunächst irritieren. Man muss in Wechselbeziehung von den Bildern zu den Torsi gehen, um die symbolische Bedeutsamkeit zu erschließen. Blumen verweisen auf die inneren Gefühlswelten.